Eine Geschichte für unsere Kleinen – Die Welt des kleinen Banjos

Es war einmal ein kleiner Braunbär mit dem Namen Banjo. Der Bärenjunge lebte mit seiner Familie in einem grossen Wald. Es gab viele Bäume, ein Fluss zog seine Bahn quer durch das Land und es war immer was los. Vögel zwitscherten in allen Stimmlagen, Hasen hoppelten durch das saftige Grün, Rehe ästen am Waldrand, Igel durchstöberten das Unterholz und alle Tiere fanden jederzeit genug Nahrung, so dass ein friedliches Nebeneinander möglich war. Klingt toll, oder? War es auch, bis es unserem kleinen Bären Banjo langweilig wurde, weil er seine Kräfte messen wollte. Er suchte eine Herausforderung und fand kein Gegenüber, denn die übrigen Tierkinder waren seinen Bärenkräften nicht gewachsen. Bis dahin hatten sich die Tierkinder nämlich jeden Morgen nach ihrem Frühstück zum Spielen zusammengefunden.

Heute nicht, Banjo hatte eine Idee. Er machte sich auf den Weg. Er wollte zum Flussufer gehen, denn er hatte beschlossen, einen Damm zu bauen. Für ihn mit seinen enormen Kräften war das ein Kinderspiel. Innert kürzester Zeit hatte er mit Baumstämmen eine riesige Staumauer erstellt und freute sich darüber, dass das Wasser nun blockiert war. Er war stolz auf sich, hatte er doch bewiesen, wie gross seine Kräfte bereits waren. Und er beschloss, ein Nickerchen zu machen. Danach wollte er seinen Freunden das Kunstwerk präsentieren.

Banjo schlief tief und fest, zufrieden mit sich und der Welt, bis ihn ein heftiges Gezeter weckte. Dann spürte er plötzlich Tannzapfen, die auf ihn niederprasselten. An seinen Armen und Beinen wurde heftig gezerrt und endlich kam er auf die Beine. Doch was war das? Erst jetzt spürte der kleine Bär, dass sein Fell nass war. Regnete es? Schlaftrunken hob er seine Pranken in die Höhe, komisch, kein Regen, doch woher kam denn dieses Nass auf seinem Fell? Da lenkte ein Eichhörnchen seine Aufmerksamkeit in Richtung des Flusses und Banjo erschrak. Du liebe Zeit, was war geschehen?

Der Fluss war über die Ufer getreten. Der Staudamm, den Banjo errichtet hatte, blockierte den natürlichen Verlauf des Wassers und hätten seine Freunde ihn nicht gesucht, weil sie mit ihm spielen wollten, hätte leicht schlimmeres geschehen können. Stetig und schnell stieg das Wasser, hatte schon eine beträchtliche Fläche der umliegenden Wiesen unter Wasser gesetzt. Doch jetzt war keine Zeit, sich weitere Gedanken zu machen. Gemeinsam mit seinen Freunden zerrte Banjo Baumstamm für Baumstamm, Ast für Ast aus dem Flussufer, um die Gefahr zu bannen.

Endlich war es geschafft. Die Freunde hatten die Baumstämme und Äste aus dem Flussufer gezerrt und sassen nun müde, aber glücklich vereint auf dem Boden, um sich von den Strapazen zu erholen. Banjo bedankte sich bei seinen Freunden, dass sie ihn gesucht, geweckt und mit ihm gemeinsam Schlimmeres verhindert hatten.

Wie froh war er doch, Freunde zu haben und sich mit ihnen austoben zu können. Aber er erkannte auch, wie wichtig es war, sich jederzeit auf sie verlassen zu können. Ja sogar dann, wenn er selber etwas nicht erkennen konnte, auf die Hilfe seiner Freunde zählen zu dürfen. Er realisierte nun auch, dass ein jeder Einzelner, sei er nun gross oder klein, stark oder schwach, einen wichtigen Teil für die Gemeinschaft der Tiere des Waldes beitrug.

Nima Torri